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2010 feierte Schwerin 850 Jahre

Zwischen Rom 1960 und Peking 2008: Erfolgreiche OlympionikInnen „Made in Schwerin“

Im Jahr 2010 kann die Landeshauptstadt Schwerin auf eine 850-jährige Geschichte zurückblicken. Aus Anlass dieses runden Jubiläums findet am 5.Juni ein großer Festumzug in der Landeshauptstadt M-V statt, bei dem auch der Sport in Schwerin thematisiert wird.
Doch … Was waren die großen olympischen Erfolge für die Schwerinerinnen und Schweriner ?! Zeit für einen kleinen Rückblick.

Sport und Schwerin, das ist ohnehin seit Jahrzehnten eine Erfolgsstory, gerade in den olympischen Sportarten Leichtathletik, Segeln, Boxsport, Judo, Volleyball, Rudern, Radsport oder Schwimmen – gerade in diesen Diszplinen gab es eine Reihe von internationalen Medaillen.

Die Auftritte der Schweriner Athletinnen und Athleten auf der “olympischen Bühne” waren oftmals von großartigen Erfolgen gekrönt.
Den Anfang machte der Speerwerfer Walter Krüger bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Für das Speerwerfen wurde der 1932 in Altenpleen geborene Krüger vom russischen Trainer Dimitri Markow entdeckt.
Der bis 1954 als Handballspieler bzw. Kugelstoßer aktive Walter Krüger überzeugte mit seiner Speerwurf-Technik in einem Test-Wettkampf, worauf er seine sportliche “Leidenschaft” wechselte.

Ab 1956 startete Walter Krüger dann für den SC Traktor Schwerin im Speerwerfen. Drei Jahre später stellte er seine persönliche Bestleistung mit 79,61 Metern auf. Und im folgenden Jahr, 1960 in Rom, gab es dann Silber hinter dem Russen Wiktor Zybulenko.

Für eine weitere Rudermedaille in der bayerischen Hauptstadt sorgte der 1941 in Schwerin geborene Manfred Schneider 1972. Mit 19 Jahren begann Manfred Schneider bei Dynamo Schwerin zu rudern, und war in den Anfangsjahren vor allem ein guter Einer-Ruderer. In München gewann er mit dem DDR-Achter dann Bronze.

Das olympische Volleyball-Turnier in München stand ganz im Zeichen des Duelles zwischen Japan und Deutschland (Ost). Und zwei Schweriner, der 1950 in Kuhsdorf geborene und bis 1969 beim SC Traktor spielende Horst Hagen und der 1950 in Schwaan geborene und dann ebenfalls für den SC Traktor spielende Wolfgang Maibohm, standen in der DDR-Auswahl.

Horst Hagen hatte bei seinem Auswahl-Debüt zwei Jahre zuvor einen glänzenden “Einstieg”: Er wurde 1970 in Sofia Weltmeister. Zwar langte es letztendlich in München nicht zu Gold, die Japaner waren zu stark, aber die Silbermedaille war der größte Erfolg eines deutschen Volleyball-Herren-Teams bei Olympia – und das bis zum heutigen Tag.

In Montreal 1976 holte dann einer zum ganz großen, goldenen “Schlag” aus. Boxsportler Jochen Bachfeld erkämpfte im Weltergewicht in einem dramatischen Finale gegen den Südamerikaner Pedro Gamarro (Venezuela) einen knappen 3:2 Punktsieg und holte damit das erste Olympia-Gold für Schwerin.

Bachfelds Verletzungspech im Olympiajahr 1976 ließ zunächst nichts Gutes erahnen, aber nachdem er seine letzte Chance -den Sieg beim allerletzten Qualifikationsturnier in Gera – noch nutzte, wurde er nachträglich für Montreal nominiert.

Eine goldene Entscheidung … Und nicht das einzige Schweriner Gold 1976 !
Die 1961 in Schwerin geborene Andrea Pollack-Pinske wurde Olympiasiegerin über 200 Meter-Schmetterling und in der Lagenstaffel.
Dazu gab es für sie Silber über 100 Meter-Schmetterling und in der Freistilstaffel.

Die 1956 in Schwerin geborene Rosemarie Kother, verheiratete Gabriel, konnte in Montreal 1976 außerdem Bronze über 200 Meter Schmetterling erschwimmen.

Einen olympischen Überraschungssieg`76 feierte außerdem Michael Wolfgramm. Der Schweriner wurde relativ kurzfristig für den Doppelvierer nominiert und gewann “auf Anhieb” die Goldmedaille in Montreal.
Danach gehörte er übrigens nie wieder einer DDR-Ruder-Auswahl bei internationalen Meisterschaften an, aber Olympia-Gold ist ja ein guter Trost.

Im Diskuswerfen belegte die gebürtige Schwerinerin Gabriele Hinzmann-Trepschek Platz drei.

Eine Silbermedaille in Montreal erboxte Richard Nowakowski im Federgewicht für Schwerin.

Vier Jahre später kämpfte Richard Nowakowski noch einmal um olympische Medaillen in Moskau und erneut gewann er eine Medaille: die bronzene im Leichtgewicht.

Ein Höhepunkt seiner Karriere war zweifellos auch der Erfolg beim Cordova Cardin-Turnier auf Kuba, als er sich gegen die bärenstarken kubanischen Gegner durchsetzte. Zweimal wurde er zudem Europameister (1977/1981) und 1982 WM-Dritter.

Für eine sportliche Sensation sorgte hingegen Gerd Wessig in Moskau. Im Hochsprung gewann er nicht nur Gold, sondern “markierte” mit 2,36 Metern einen neuen Weltrekord – ein Novum in der Geschichte des olympischen Hochsprungs der Männer.

Einen tollen Erfolg gab es für die Schweriner Traditionssportart Volleyball in Moskau: Anke Westendorf, Martina Schmidt, Karla Roffeis und Andrea Heim. Die jüngste von ihnen, Andrea Heim (Jg. 1961), war seit 1978 eine der herausragendsten Spielerinnen beim SC Traktor, mit dem sie die ostdeutschen Meistertitel 1980-1984 gewann.

Ihren Moskauer Erfolg bestätigte sie bei den WM 1981 mit Rang vier und vor allem bei den EM 1983 mit Rang 1.

Schwimmerin Andrea Pollack gewann 1980 zudem Gold in der Lagenstaffel und Silber über 100 Meter-Schmetterling für Schwerin.

Auch ein Schweriner “Kicker” durfte sich in Moskau über eine Medaille (Silber) freuen: Wolf-Rüdiger Netz, der bei Dynamo Schwerin als 8jähriger “Steppke” begann, stürmte in der DDR-Olympia-Auswahl, die im Finale um Platz 1 der CSSR unterlag.

Der Olympia-Boykott der DDR, auf Druck der Sowjetunion zusammen mit vielen anderen Staaten des damaligen “Ostblocks”, 1984 in Los Angeles verhinderten weitere olympische Triumphe Schweriner Sportler anno 1984. Sie mußten sich mit Starts und Medaillen bei den sportlichen “Wettkämpfen der Freundschaft” in Moskau, Havanna, Budapest, Prag und “anderswo” begnügen.

“Goldige Momente” für Schwerin gab es ebenfalls bei Olympia 1988 in Seoul: Jürgen Schult wurde nach seinem Weltmeistertitel 1987 und seinem (bis heute bestehenden) Weltrekord von 74,08 aus dem Jahr 1986 auch Olympiasieger.

Box-Leichtgewichtler Andreas Zülow holte Gold. 1986 war er bereits WM-Dritter in Reno. Team-Kollege Andreas Tews versilberte im Fliegengewicht seine Boxhandschuhe. Ein Jahr zuvor wurde er bereits Europameister.

Die Ruderer Steffen Zühlke (geb. in Schwerin)/Steffen Bogs (geb. in Rostock) ruderten 1988 im bronzenen Doppelvierer und “untermauerten” damit Schwerins Ruf als Ruder-Hochburg !

Zehnkampf-Weltmeister Torsten Voss mußte in Seoul nur dem Rostocker Christian Schenk den “Vortritt” lassen und holte Silber. Auch der Schweriner Judosport durfte in Seoul jubeln: Torsten Brechot belegte Platz drei !

Nach der deutschen Vereinigung 1990 waren Schweriner ebenfalls sehr erfolgreich.

Im ersten gemeinsamen deutschen Team nach 28 Jahren war es erneut der Boxsportler Andreas Tews der für Furore sorgte: Dieses Mal, 1992 in Barcelona, war er der ungeschlagene Champion im Federgewicht.
Sybille Schmidt aus Schwerin, dreifache Weltmeisterin 1989-1991, krönte ihre rudersportliche Laufbahn in Barcelona mit dem Olympiasieg im Doppelvierer.

Jürgen Schult konnte seinen Olympiasieg von 1988 leider nicht wiederholen, aber Silber 1992 war natürlich auch allererste Klasse !

Für “Medaillen-Gefühle” sorgten 1992 aus Schweriner Sicht zusätzlich Anett Hohn (Vierer ohne/Bronze) bzw. Thoralf Peters (Vierer mit/Silber).

Für olympischen Medaillen 2000 und 2004 für Schwerins Sport sorgten eine Judoka und ein Radsprinter. Nachdem Rad-Ass Stefan Nimke 2000 in Sydney die olympische Silbermedaille im 1000 Meter-Zeitfahren gewann, komplettierte er 2004 seinen “olympischen Medaillen-Satz” mit Bronze im Zeitfahren und vor allem mit Gold im Team-Sprint. Ramona Brussig konnte hingegen im Judo bei den Paralympics 2004 in Athen triumphieren.

In Peking 2008 gab es bei den „Olympics“ Bronze für Stefan Nimke im Teamsprint und bei den Paralympics Silber und Bronze für Ramona Brussig sowie Carmen Brussig (beide PSV Schwerin.).

Übrigens: Die spätere Eisschnellauf-Olympiasiegerin (1960 über 500 Meter) Helga Obschernitzki-Haase trainierte zwischen 1946 und 1952 bei der BSG Empor Schwerin (Handball) und wohnte in Schwerin-Neumühle.

Marko Michels

Foto: Seit mehr als einem Jahrzehnt ein gefragter Interviewpartner, Olympiasieger 2004 Stefan Nimke. Michels


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